Man schreibt das Jahr 1977: Der Film Saturday Night Fever kommt in die Kinos, Mönchengladbach wird Deutscher Fußballmeister, und was geschieht in Darmstadt?
Am 8. September 1977 erblickt die neue Abteilung Volleyball innerhalb des Darmstädter Schwimm- und Wassersportclub 1912 e.V. das Licht der Sportwelt. Gleich in die erste Saison startet die Abteilung mit 12 Mannschaften (4x Männer / 2x Frauen / 6x Jugend) in den Spielbetrieb. Darüberhinaus existiert eine Freizeitgruppe, die abteilungsübergreifend auch volleyballbegeisterten Schwimmern und Wasser-sportlern die Gelegenheit zum Pritschen und Baggern gibt.
Die sportliche Entwicklung bei den Männern
Erste sportliche Erfolge stellen sich dann ab 1981 ein. Mit der ersten Meisterschaft einer als DSW III. gestarteten Männermannschaft in der Kreisklasse beginnt die Erfolgsgeschichte der 1. Männermannschaft, des späteren Flaggschiffs der Abteilung. Trainer der ersten Stunde ist Torsten Rasch, der später in der langen Geschichte der 1. Männermannschaft immer wieder auf die Kommandobrücke zurückkehren wird. Die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung dieser Mannschaft findet einen ersten Höhepunkt mit dem Aufstieg in die höchste hessische Spielklasse (Oberliga) im Jahr 1986. Hier sorgen gerade die Spiele gegen den Lokalrivalen Orplid Darmstadt für rekord-verdächtige Zuschauerzahlen in Südhessen.
Mit dem erstklassigen Jahrgang 1971, der mit einem 3. Platz bei den Deutschen A-Jugendmeisterschaften 1990 eine sensationelle Leistung vollbringt, steht zum Glück für die Abteilung bereits die Nachfolgegeneration bereit, als im selben Jahr fast alle erfahrenen Spieler aus verschiedenen Gründen die Mannschaft verlassen.
Der Neuaufbau liegt nun in den Händen von Trainer Pit Schlick, einem langjährigen Zweitligaspieler und A-Lizenz Trainer, dem es gemeinsam mit dem verbliebenen Spielführer Manfred Krolzyk in den nächsten Jahren gelingt, immer wieder eine schlagkräftige Mannschaft an den Start zu bringen. Den Stamm des Teams bilden fünf ehemalige A-Jugendspieler und die nur unwesentlich älteren Oliver Bickelhaupt und Sebastian Billig. Es dauert eine Weile bis die Aufbauarbeit Früchte trägt.
Insgesamt acht lange Jahre reift die Mannschaft in der Oberliga, ehe dann unter Trainer Andy Petrocchi 1994 der erstmalige Aufstieg in die dritthöchste deutsche Spielklasse (Regionalliga) gelingt. Nach Abstieg und erneutem Aufstieg 1997 kann sich die Mannschaft dann in der Regionalliga etablieren. Absolute Höhepunkte der sportlichen Entwicklung sind die beiden Vizemeisterschaften in den Jahren 1999 und 2000 unter den Trainern Ennio Giordani und Torsten Rasch. Aus finanziellen Gründen kann die Option auf die Teilnahme an den Relegationsspielen zur Zweiten Bundesliga aber nicht wahrgenommen werden. Dennoch spielt die Mannschaft Jahr für Jahr engagiert vorne mit und wird dafür mit einem für Regionalligaverhältnisse außerordentlichen Zuschauerinteresse belohnt. Mit dem Abstieg 2009 endet die langjährige Regionalligazugehörigkeit und der personelle Exodus führt dazu, dass auch in der Oberliga die Klasse nicht gehalten werden kann. Nach dem zweimaligen Abstieg ist es aber mittlerweile Trainer Andy Petrocchi gelungen, die Mannschaft in der Landesliga zu stabilisieren und passend zum Jubiläum des Gesamtvereins kann in diesem Jahr die überlegene Meisterschaft gefeiert werden.
Viele der ehemaligen Regionalligaspieler haben sich mittlerweile in der 2. Männermannschaft zusammengefunden, wo sie gemeinsam mit ehemaligen Leistungs-trägern der 2. Mannschaft einmal pro Woche unter Leitung von Markus Buchert trainieren und in der Bezirksoberliga spielen. Die Mannschaft stellt auch beträchtliche Teile der Seniorenmannschaft des DSW. Im Gegensatz zu anderen Seniorenteams treten die DSW Senioren nur mit „echten“ DSW’lern an, d.h. alle Spieler haben einige Jahre DSW-Erfahrung auf dem Buckel bzw. in den Knien. Neben der Wiedersehensfreude mit alten Weggefährten kommt aber auch der sportliche Ehrgeiz nicht zu kurz. So kann 2008 sogar die Hessenmeisterschaft errungen werden und die Teilnahme an den Südwestmeisterschaften wird regelmäßig erreicht.
Die sportliche Entwicklung bei den Frauen
Weniger gradlinig stellt sich seit Abteilungsgründung die Entwicklung bei den Frauenmannschaften dar. In den ersten Jahren bewegen sich die Teams meist auf Bezirksklassenniveau und haben immer wieder das Problem, dass talentierte Spielerinnen den Verein verlassen, um höherklassig zu spielen. Dieser Trend kann erst gestoppt werden, als im Jahr 1993 die komplette Landesligamannschaft des Orplid Darmstadt zum DSW wechselt. Nun haben auch ambitionierte Spielerinnen in unserer Abteilung eine Perspektive und nach mehreren Anläufen gelingt auch der Aufstieg in die Oberliga. Damit ist der DSW endgültig die Nummer Eins in Darmstadts Volleyballszene. Sportlicher Höhepunkt des Frauenvolleyballs beim DSW ist die Vizemeisterschaft in der Oberliga im Jahr 1997.
Anders als bei den Männern steht aber nicht ausreichend Nachwuchs zur Verfügung, um die manches Mal sehr überraschenden Abgänge zu kompensieren, was zur Folge hat, dass die erste Frauenmannschaft in den Folgejahren bis in die Bezirksoberliga abrutscht. Aber auch hier ist es den Frauen um Trainer Manfred Philip rechtzeitig zum Jubiläumsjahr gelungen, die Meisterschaft zu erringen. Nach einem dritten Platz als Aufsteiger in der Landesliga folgte bereits in der Saison 2013/14 die nächste Meisterschaft. Damit konnte der bisherige sportliche Höhepunkt der Damen aus dem Jahr 1997 wiederholt werden. Die erste Damen-Mannschaft des DSW ist wieder in der Oberliga vertreten.
Einen anderen Ansatz hat im Jahr 1998 ein Teil der 1. Frauenmannschaft gewählt. Mit Lilo Hühne als Spielertrainerin etabliert sich eine „Second Hand“ Frauenmannschaft, die einmal in der Woche mit „Spaß und Ehrgeiz“ Volleyball trainieren und spielen will. Dank der starken Besetzung können zwei Aufstiege hinereinander gefeiert werden, die das Team bis in die Bezirksoberliga führt. Auch der sofortige Abstieg kann den Spielerinnen den Spaß am Volleyball nicht nehmen nd nach einigen Jahren in der Bezirksliga spielt das Team derzeit wieder in der Bezirksoberliga, bezeichnenderweise gemeinsam mit der 1. Frauenmannschaft. Doch trotz eines Altersdurchschnitts von 46 Jahren ist der Ehrgeiz, sich mit sehr viel jüngeren Spielerinnen zu messen, weiterhin vorhanden. Für die Fitness sorgen Spielertrainerin Hildegard Freitag und „Folterknecht“ Manfred Krolzyk.
Die Nachwuchsarbeit
Besonderes Augenmerk aller Abteilungsvorstände liegt schon immer auf der Jugendarbeit. Trotz aller Konkurrenz mit einem immer größer werdenden Angebot an anderen Sportarten bieten wir seit Jahren sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene in allen Altersgruppen die passende Trainingsmöglichkeit erfolgreich an. Neben sportlichem Erfolg sind uns aber ebenso Spaß, Toleranz und Fairness wichtig.
Einmal im Jahr veranstaltet die Abteilung ein eigenes ein- bis zweitägiges Volleyballcamp, bei dem Jugendliche gemeinsam mit den Topteams der Abteilung trainieren und das mit einem großen Mixed-Turnier abschließt. Spiel- und Wettkampferfahrung wird durch die Teilnahme an den Jugendligen des Hessischen Volleyballverbands (Bezirk Süd) gesammelt.
Weitere sportliche Aktivitäten
Neben der Teilnahme am normalen Punktspielbetrieb machen weitere sportliche und gesellschaftliche Aktivitäten das Besondere der DSW Volleyballabteilung aus.
Bereits Anfang der 80er Jahre veranstaltet der DSW ein internationales Hallenturnier. Bis 1986 finden die Turniere über Pfingsten abwechselnd in Darmstadt und in der holländischen Schwesterstadt Alkmaar statt. Seit 1987 ist Alkmaar ständiger Veranstaltungsort gewesen. Die Turniere sind trotz des sportlichen Ehrgeizes immer geprägt von einem sehr freundschaftlichen Miteinander auf und neben dem Spielfeld. Gerade die Spieler der „ersten Generation“ pflegen diesen Kontakt über viele Jahre und sind als DSW-All-Star-Team (DAST ’89) gern gesehene Gäste in Alkmaar. Wegen Organisationsproblemen hat das Turnier 2005 leider zum letzten Mal stattgefunden.
Als Beachvolleyball Anfang der 90er Jahre in Mode kommt, gehört der DSW zu den ersten Veranstaltern eines Beachvolleyballturniers in Darmstadt. Bereits 1991 organisiert die Abteilung ein Quattro-Mixed-Turnier im Hochschulstadion mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland. Weitere acht Auflagen wird dieses Turnier erleben, ehe es im Jahr 2001 erstmals durch ein Beachturnier mitten in Darmstadts Innenstadt abgelöst wird. Im Carree wird ein Riesenhaufen Sand aufgeschüttet und unter den Augen zahlreicher Einkäufer pritschen und baggern die Volleyballer.
Sogar absoluten Weltklassevolleyball gibt es Dank der Abteilung in Darmstadt zu sehen. Unter Federführung des Sportamts der Stadt Darmstadt ermöglichen es erst die zahlreichen HelferInnen des DSW, dass in der ausverkauften Böllenfalltorhalle Länderspiele stattfinden können. Nach dem Auftaktspiel der Frauen, Deutschland gegen Niederlande (2003), gibt es dank der gelungenen Veranstaltung weitere Zusagen des Verbands. Im Jahr 2006 finden sogar die hessischen Pokalfinals der Männer und Frauen am Nachmittag und das Länderspiel Deutschland gegen Polen am gleichen Abend statt. 2007 folgt das Männerländerspiel Deutschland gegen die Slowakei. Den absoluten Höhepunkt bildet dann im Mai 2009 das Gastspiel des Weltmeisters und Olympiasiegers Brasilien. Das Spiel ist in kurzer Zeit ausverkauft und bei tropischen Temperaturen begeistern die Athleten aus Südamerika nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Helferschar des DSW. In die Reihe der gastierenden Nationalmannschaften gesellen sich seit 2014 nun auch die deutschen Juniorinnen. Am 19. Dezember lieferten sie ein packendes Spiel gegen die französische Auswahl vor der sehr gut gefüllten und stimmungsvollen Tribüne der Georg-Büchner-Schule ab. Mit einer erneut großen Helferschar zeigte die DSW Volleyball-Abteilung, wozu sich sie im Stande ist.
Außersportliche Aktivitäten
Zuletzt soll noch darauf hingewiesen werden, dass es auch gemeinsame Aktivitäten ohne Volleyball bei der Abteilung gibt. Meist vor Weihnachten treffen sich von 1978 bis 1997 Großteile der Abteilung im Albert-Schweitzer-Haus in Lindenfels zu einer Wochenendfreizeit, um einige gemeinsame Stunden im geselligen Rahmen miteinander zu verbringen und SpielerInnen anderer Teams näher kennenzulernen. Auch viele ehemalige Aktive nehmen gerne an dieser Veranstaltung teil und nutzen die Gelegenheit, alte Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Hinzu kommen politische Bildungsreisen, die für die DSW Volleyballer organisiert werden. Unter Leitung des damaligen Stadtjugendpflegers Torsten Rasch reisen die DSW’ler in den Jahren 1981 bis 1986 nach Luxemburg, Straßburg, Prag und Budapest. Weitere Reisen führen in die Schwesterstädte Alkmaar, Graz und Troyes.
Fazit
Alle beschriebenen Aktivitäten, egal ob sportlich oder außersportlich, wären nicht ohne das außerordentliche Engagement einzelner (oder mehrerer) Abteilungsmitglieder möglich. Um der Gefahr zu entgehen, jemanden zu vergessen, seien daher stellvertretend für alle engagierten Vorstands- und Abteilungsmitglieder die Abteilungsleiter der vergangenen 35 Jahre genannt:
Name | von | bis |
Phil Gräber | 1977 | 1981 |
Werner Wagner | 1981 | 1985 |
Detlef Adler | 1985 | 1987 |
Wolfgang Klos | 1987 | 1995 |
Peter Horn | 1995 | 2001 |
Sebastian Billig | 2001 | 2011 |
Lutz Gunder | 2011 | heute |
Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum erschien eine Sonderauflage des DSW-Clubhefts. In diesem können Sie auch die Erfolge und Historien der anderen Abteilungen nachlesen.